arthotel bakker

Modernisieren in Rekordzeit

Modernisieren in Rekordzeit

  • Autor: Heinz Kaiser
  • Fotos: heyFreedom, Bettina Meckel-Wolf, Frank Peterschröder, Foto- und Bilderwerk

Auf der ostfriesischen Insel Borkum begrüßt das traditionsreiche arthotel bakker seine Gäste in einem kernsanierten Ensemble aus Alt- und Neubau. Die umfassende Erneuerung stellt das familiengeführte Haus auf eine neue Stufe der Gastlichkeit und erfüllt zugleich hohe Ansprüche an Nachhaltigkeit. Die Arbeiten an 45 modern eingerichteten Zimmern mussten in einem schmalen Zeitfenster zwischen Herbst/Winter und dem Start der Saison 2022 abgeschlossen werden. Dank perfekt geplanter Vorfertigung konnte das in beeindruckender Geschwindigkeit bewältigt werden.

Das Bild zeigt das arthotel bakker auf Borkum während einer umfassenden Kernsanierung.
Um das Haus zum einen für gestiegene Komfortansprüche und zum anderen energetisch zu ertüchtigen, fiel die Entscheidung für eine Kernsanierung mit umfangreichen Veränderungen.

Borkum ist die westlichste und größte der ostfriesi­schen Inseln im Wattenmeer. Nur mit der Fähre zu errei­chen, bietet die Insel Strandvergnügen und Naturerlebnis für seine jährlich mehr als 200.000 Urlauber. Das arthotel bakker hat seine Wurzeln in den Anfängen des Bädertourismus im 19. Jahrhundert. In den 1860er-Jahren bereits als Hotel gebaut, wurde das ursprüngliche Gebäude in den 1970er-Jahren um einen weiteren Komplex in Betonbauweise erweitert und u.a. für Ferien­unterbringung genutzt. Wie auch bei anderen, nicht nur mittelständischen Hotels in Privateigentum, ließ sich auch hier die zeitliche Veränderung von Tourismus und Komfortansprüchen ablesen: Um das Haus zum einen für gestiegene Komfortansprüche und zum anderen energetisch zu ertüchtigen, fiel die Entscheidung für eine Kernsanierung mit umfangreichen Veränderungen. Den Anstoß hierzu gab der Eigentümerwechsel an eine ortsansässige Familie, die bereits als Planer und Projektierer von Hotels und Ferienwohnungen auf den Inseln wie auch bundesweit Erfahrungen hatte. Die Sanierung blieb zu weiten Teilen praktisch in der Familie: Architekt ist Dipl.-Ing. Michael Hüppe, betrieben wird das Hotel von seinen Kindern Sören Hüppe und Neele Benken, die es im November 2021 auch erworben haben. Benken und ihr Vater teilen sich die die Geschäftsführung von HOCHDREI GmbH und HÜPPE + Partner. Bruder Jan-Hendrik verantwortet die Bauleitung und Mutter Gesche die Inneneinrichtung.

Das Bild zeigt Sören Hüppe, Betreiber und Planer des arthotels bakker auf borkum.

Ich wollte das Hotel so weit wie möglich in die Energieautarkie bringen.

Betreiber und Planer des Hotels: Sören Hüppe
Das Bild zeigt den Grundriss des Erdgeschosses des arthotels bakker auf Borkum.
Grundriss

Im Zuge der Entkernung mit Neugestaltung nicht zuletzt der Etagengrundrisse bekam der viergeschossige Betonbau sowohl eine optimierte Fassade als auch eingefasste Balkone vor den Zimmern auf den höheren Etagen. Der dreigeschossige Altbau mit stuckverzierter Fassade wurde ebenso kernsaniert. Während sich die Gesamtzahl der Zimmer nicht veränderte, konnten typische Problemfelder aufgelöst werden: „Zum einen der Komplex Schallschutz“, berichtet Michael Hüppe, „wir haben einen hohen Aufwand betrieben, was Estrich, Fußbodenheizung, Wärme- und Wandaufbau angeht, und das ganze Gebäude so gedämmt, dass wir energetisch in eine ganz andere Klasse kommen.“ So ließen sich KfW-Förderprogramme für Energieeffizienz und erneuerbare Energien nutzen. Der dazu geforderte Sprung über die 50-Prozent-Marke bei erneuerbaren Energien ist dank Photovoltaik und Luft-Wärme-Pumpen sowie der entsprechenden Dämmung gelungen. „Ich wollte das Hotel so weit wie möglich in die Energie-Autarkie bringen“, so Sören Hüppe, der dabei das Credo der Insel „Borkum 2030 emissionsfrei“ immer im Blick hat.

Rekordzeit: Anspruchsvolle Ziele, enger Zeitplan

Die Rahmenbedingungen für das Projekt waren ausgesprochen sportlich: Wer auf Borkum bauen oder sanieren will, hat nur wenig Zeit – nämlich vom 1. November bis 31. Mai. In der danach folgenden Zeit gehört die Insel wieder den Urlaubern und ihrem Ruhebedürfnis. „Am 31. Oktober war das Haus noch voll belegt, innerhalb einer Woche haben wir das Gebäude komplett leer geräumt und mit der Entkernung begonnen“, berichtet Sören Hüppe. Es versteht sich von selbst, dass bei einem engen Zeitfenster gute Vorab-Planung entscheidend ist. Hinsichtlich der neuen Sanitärtechnik fiel die Wahl auf Empfehlung des örtlichen Fachhandwerkbetriebs Ohlsen auf die industriell vorgefertigten Sanitärwände von TECEsystem. Zwei Gesichtspunkte gaben den Ausschlag: die Zeitersparnis bei der Montage und die Baustellen­logistik. „Wenn ich vor Ort alles selbst baue, brauche ich eine andere Lagerfähigkeit“, präzisiert Sören Hüppe. Dies hätten die örtlichen Möglichkeiten nicht hergegeben. Das betrifft auch den Fachkräfteeinsatz, der bereits seit Längerem zu einem Problem geworden ist. Daniel Ohlsen, Ingenieur und SHK-Meister, hat mit seiner Firma die Sanierung umgesetzt: „Auf dem Festland holt man sich Fachleute für einzelne Arbeitsschritte, auf Borkum ist das unbezahlbar.“ So kam für ihn nur Vorfertigung in Modulbauweise infrage, damit Sanitärinstallation in nur sechs Monaten bewältigt werden konnte.

TECE hat mir viel Planungsleistung abgenommen, die ich sonst selbst mache.

Daniel Ohlsen, Ingenieur und SHK-Meister
Das Bild zeigt den Einbau von industriell vorgefertigten Registern der Reihe TECEsystem im arthotel bakker.
Verschiedene Typen von industriell vorgefertigten Registern der Reihe TECEsystem ermöglichen größtmögliche Flexibilität auf der Baustelle. Insbesondere bei Altbausanierungen ist das hilfreich.

Erfolg braucht verlässliche Partner

„TECE hat mir viel Planungsleistung abgenommen, die ich sonst selbst mache“, sagt Ohlsen. Als einen Vorteil der Modulbauweise sieht Ohlsen die unkomplizierte Integration von Hygienespülstationen für Kalt- und Warmwasser in den oberen Etagen sowie die Geruchsabsaugung am WC. Beides hätte bei konventioneller Bauweise einen erheblichen, zusätzlichen Installationsaufwand bedeutet, ist er sicher. Im Einzelnen wurde bei der Sanie­rung von 45 Bädern 14-mal TECEsystem als Raumtrenner eingesetzt, im Betonbau als Wände zwischen zwei Bädern und im Altbau auch innerhalb eines Bades als Abgrenzung von Dusche und dem übrigen Raum. Dabei ist das WC auf einer Seite angeordnet und die Dusch­armatur auf der anderen. 31-mal wurden vorgefertigte Register in Schächten verbaut, bei allen 45 Wänden mit integrierten Hygienespülkästen kam Einblasdämmung für den Brandschutz zum Einsatz, dazu wurden die Betätigungsplatten TECEnow in glänzendem Weiß kombiniert.

Die vorgefertigten Register von TECEsystem wurden im Betonbau als Wand zwischen zwei Bädern eingesetzt. Die Zeitersparnis bei der Montage und die Baustellenlogistik gaben den Ausschlag für TECEsystem.

Eine rundum moderne, zeitgemäße Ausstattung für ein attraktives Gästeerlebnis stand für Familie Hüppe oben­an, dazu für einzelne Aufgaben ausgesuchte smarte Technik: Eine effiziente Kontrolle und Steuerung der Haus­technik ist für ein Haus zentral, das nachhaltig und möglichst energie-autark sein will. Sören Hüppe nennt es „das fast digitalisierte Hightech-Hotel“, bei dem fortschrittliche Technik einfach und nachvollziehbar sein soll: keine Steuerung von Lichtszenarien, die den Gast überfordern, aber digitales Check-in (optional) und angepasste Raumtemperatur je nach Belegung und Situation. Das Heizsystem mit Rückkopplung zu den Fensterkontakten sorgt dafür, dass die hauseigene Energieerzeugung nur so weit wie nötig in Anspruch genommen wird.

Das Heizsystem mit Rückkopplung zu den Fensterkontakten sorgt dafür, dass die hauseigene Energieerzeugung nur so weit wie nötig in Anspruch genommen wird.

Passgenaue Fertigungszeichnungen für jede einzelne Baugruppe vor Ort bilden die Handlungsgrundlage für die Handwerker.

Warmes Ambiente an der frischen Nordsee

Gestalterisch zeigt das Ergebnis der Komplettsanierung ein farblich und in den Materialien abgestimmtes Design mit Anklängen an die umgebende Natur. In der Lobby sorgen sandfarbene Töne an den Oberflächen von Boden, Wänden und Sitzmöbeln sowie ausgewählte, dunklere Kontraste für eine wohnliche Atmosphäre. Raumhohe Täfelung, Bücherregale und Raumtrenner-Elemente in warm-grauen Mattfarben unterstreichen das Salon-Ambiente. Polsterstühle im Frühstücksbereich, der Sichtbeziehungen zur wohnlichen Lobby zulässt, setzen die Farbgebung fort. Im gesamten Aufent­halts- und Frühstücksbereich im Erdgeschoss setzen Accessoires in den offenen Schränken und Vitrinen sowie Beistelltische aus Massivholz individuelle Ak­zente. Mo­derne Korbleuchten aus Naturmaterial kommen über den Tischen zum Einsatz, während Strahler unter der Decke gezieltes Licht am Büfett spenden und zugleich für indirekte Raumbeleuchtung sorgen.

In den Einzelzimmern, Doppel- und Familienzimmern begegnen die Gäste erneut den Farben aus der Natur. Die Verbindung nach draußen stellen nicht zuletzt die Loggien mit bereitgestellten Sitzmöbeln her. Hier lässt sich nicht nur die Nordseeluft, sondern von einigen Zimmern auch der Ausblick auf den Leuchtturm genießen. Das Panorama über den Ort bis zur Nordsee erleben auch die Besucher des neuen Wellnessbereichs in der obers­ten Etage. Hier befinden sich zwei Saunen und eine Ruhezone neben einer umlaufenden Dachterrasse. Auf der wetterfest beplankten Außenterrasse lassen sich Liegestühle in Position bringen, auf denen der Blick ins Weite geht, fast so, als würde der Gast in den Dünen von Borkum sitzen.

Das Bild zeigt die Familie Hüppe, Planer und Betreiber des arthotels bakker auf Borkum.

Drei Fragen an …
Sören Hüppe, Michael Hüppe, Daniel Ohlsen

Warum haben Sie sich für TECEsystem und die Vorfertigung entschieden?

Sören Hüppe, Planer: Entscheidend war der Faktor Zeit. Ohne TECEsystem hätten wir in Sachen Bauablauf Überforderung erlebt. In der industriellen Serienfertigung ist die Fehleranfälligkeit deutlich kleiner als bei der individuellen Montage tausender Einzelbauteile vor Ort auf der Baustelle.

Können Sie abschätzen, wie viel Zeit Sie durch den Einbau von TECEsystem gespart haben?

Michael Hüppe, Architekt: Für einen bestimmten Zeitraum hätten wir die dreifache Manpower benötigt. Auf der Insel hätten wir es auf dem herkömmlichen Weg nicht geschafft (Anm.: im Zeitrahmen von sechs Monaten). Heutzutage ist es ja ein grundsätzliches Problem, für Baustellen Fachkräfte in ausreichender Zahl zu finden. Die Zukunft wird sein, dass man noch viel mehr auf vorgefertigte Elemente setzen wird.

Herr Ohlsen, warum haben Sie für die Sanierung TECEsystem empfohlen und was sind Ihre Erfahrungen?

Daniel Ohlsen, Installateur: Eine Projektgröße wie beim wie das arthotel bakker kann man in dem knappen Zeitraum eigentlich nicht durchziehen. Das ging nur dank TECEsystem, die Modulbauweise ist alternativlos. Auch die Umsetzung der Brandschutzmaßnahmen wäre in konventioneller Bauweise ausgeufert. Ich wusste, die Fachleute von TECE werden mich begleiten, wichtig war die Zuarbeit von TECE.


Architekt:
HOCHDREI UND HÜPPE + PARTNER (DE)
www.hochdrei.info

Projekte (Auswahl):
2016 Neubau Rehazentrum, Oldenburg
2019 Umbau & Sanierung Logierhaus, Borkum
2020 Neubau Appartementanlage
2022 Umbau & Sanierung, arthotel bakker, Borkum

Büroprofil:
Seit über 30 Jahren arbeitet das Architekturbüro Hüppe & Partner sowie die Projektentwicklungs- und -steuerungsgesellschaft HOCHDREI vorwiegend im Bereich Wohnungsbau und Ferienimmobilien. Bei den vielfältigen Bauvorhaben steht der ökologische Aspekt immer im Vordergrund, sei es mit der Ausstattung nachhaltiger Energie- und Gebäudetechnik wie beispielsweise im arthotel bakker und bei einer Reha-Klinik in Oldenburg oder der Erstellung einer dreigeschossigen Wohnanlage gänzlich in Holzrahmenbau. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Sanierung von Altimmobilien, insbesondere im Hinblick auf Anforderungen des Denkmalschutzes für innen und außen, wie beispielsweise das Logierhaus
K15 auf Borkum.

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